Rund zwei Dutzend Mitglieder folgten der Einladung zum diesjährigen Kulturtag auf Alp Guscha. Vizepräsident Fortunat Ruffner, seines Zeichens auch Präsident des 1974 gegründeten Vereins Pro Guscha, führte mit profunder Kenntnis durch die Siedlungsgeschichte und die Siedlung. Der Verein hat Alp und Gebäude vom Bund gepachtet und unterhält die Liegenschaften mit viel Engagement und Liebe. Davon konnten sich die Teilnehmenden bei einem Augenschein in mehreren Gebäuden überzeugen.
Der Kulturtag reihte sich nahtlos an den letztjährigen Kulturtag unter der Leitung von Thomas Sprecher ein. Die Walsergemeinden Stürvis und Guscha gehörten beide kirchlich zu Maienfeld, den Walsers am Berg wurde die Kirche St. Luzisteig zugewiesen. Grundherren der beiden Siedlungen waren die Ritter von Aspermont, die Besiedelung beider Alpen dürfte anfangs des 14. Jahrhunderts eingesetzt haben – wie im Calfeisental. Beide, Stürvis und Guscha, wurden 1499 im Schwabenkrieg geplündert und auch im 30-jährigen Krieg nochmals ausgeraubt (1622). Anders als Stürvis, wo bereits Ende des 14. Jahrhunderts erste Familien auszogen (wie im Calfeisental), kam es auf Guscha aufgrund der vorteilhaften klimatischen Bedingungen im Laufe der Jahrzehnte zu einer eigentlichen Überbevölkerung. Das Armenwesen wurde drückender und unerträglicher. 1801 stellten die Guschner der Bürgerschaft von Maienfeld ein Gesuch um Aufnahme ins Bürgerrecht, ohne eine Antwort zu erhalten. Der Walser Christian Just musste bis vor Bundesgericht kämpfen, bis er seine Einbürgerung durchsetzen konnte. Schwer vorstellbar, dass die Walser noch im vorletzten Jahrhundert nicht als Bio-Schweizer galten, sondern als zugewanderte Deutsch-Alemannen, ungeliebte Migranten und Kolonialisten. Im Jahresbericht der Walservereinigung Graubünden 2017 ist die Geschichte von Stürvis und Guscha und der Prozess von Christian Just umfassend dargestellt in Beiträgen von Fortunat Ruffner und Markus Ritter.
Bergweg zum Ancapa neu erstellt
Schon vor dem Kulturtag konnte der Verein einen wichtigen Beitrag an den Vereinszweck leisten. Im Verbund mit der Stiftung Bergwald konnte der steile Aufstieg zum Ancapa erneuert werden. Leider ist der Einstieg zur Zeit wegen der Lawinenschäden noch nicht leicht zu finden. Es wird der Weg über Stockboden empfohlen. Seit 1. Juli ist dank des Engagement des Vereins auf dem Ancapa auch wieder ein Gipfelbuch zu finden, in welchem die überwaltigten Wanderer ihren Gefühlen freien Lauf lassen können.
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